Heiß, staubig, schön – eine Radtour vom 14. Bis 16. September 2020
1. Von Gröbenzell nach Mainburg
Wer hat schon das Glück, von einem kompetenten Landtagsabgeordneten in Sachen Fahrrad auf Radtour geschickt zu werden. Wir schon! An unserem Treffpunkt am Bahnhof Gröbenzell verabschiedete uns Martin Runge zum Radeln und sich mit der S-Bahn in den Landtag. Zwei Sportfreundinnen und fünf Sportfreunde hatten an diesem schönen Montag noch 86 Kilometer vor sich.
Gut gelaunt verließen wir Gröbenzell in Richtung Haderecker, durchquerten den Golfplatz und erreichten bei der „Alten Liebe“ die Amper. Danach mühten wir uns durch Dachau – Umleitungen erschwerten uns die Fahrt. Die Bäckerei in Ampermoching – fürs zweite Frühstück vorgesehen – war auf die Schnelle nicht zu finden. Und so gab’s die erste längere Pause an einem Kürbisfeld bei Haimhausen.
In Fahrenzhausen wurden wir mit der nächsten Umleitung konfrontiert. Hinter Appercha folgten wir ein Stück dem Amperkanal. Auf dem landschaftlich reizvollen Stück war dann schon bald der Lärm der A9 zu hören.
Diese überquerten wir hin zum Kranzberger Weiher, unserem Mittagsziel, das wir schon 11:20 Uhr nach 42 Kilometern erreichten. Das Restaurant hatte Ruhetag. Der Biergarten hatte coronabedingt geschlossen, aber ab 11:30 Uhr war es möglich Wiener Würstl to go zu erwerben. Wir verzehrten sie am Spielplatz daneben. Nur Fritz stürzte sich in die Fluten des Weihers und durchquerte ihn schwimmend.
So erfrischt und gestärkt gingen wir die zweite Hälfte der Tagesetappe an. Allershausen, Tünzhausen, Schotting und Burghausen hießen die nächsten Orte an der ruhigen Strecke. Von Burghausen aus konnten wir einen Blick auf den „Wellenradweg“ nach Kirchdorf werfen. Vor Palzing hieß es dann Abschied nehmen von der Amper. Auf dem ersten Anstieg hinauf zu den Hügeln der Hallertau waren die E-Biker eindeutig im Vorteil. O ben angekommen genossen wir noch einmal die Aussicht aufs Ampertal. Der weitere Anstieg über Jägersdorf und Heigenhausen – dort gab es die ersten in Ernte befindlichen Hopfenfelder – war von allen gut zu bewältigen.
Hinter der Kreuzung mit der FS 16 begann die Abfahrt ins Tal der Abens. In Hemhausen durften wir den Abzweig nach Osten nicht verpassen. Steinig und staubig ging es auf Feldwegen abwärts nach Sillertshausen. Auf dem Radweg entland der St 2045 erreichten wir schließlich den Markt Au in der Hallertau, ein Zentrum des Hopfenumschlages. Doch oh Schreck, auch die hochgelobte Konditorei „My Sweet Dream“ hatte Ruhetag. So mussten wir mit dem Backwarenverkauf beim Edeka-Supermarkt Vorlieb nehmen – immerhin klimatisiert.
Ü ber ein ganz schmales Wegerl fanden wir aus dem Gewerbegebiet zurück auf einen schönen Radweg, der ab jetzt auf der Trasse der Hallertauer Bockerlbahn verlief. Ohne große Anstrengung rollten die Räder bis nach Mainburg. Dort passierten wir bereits um 15:35 die Hofeinfahrt vom Seidlbräu. Da blieb noch viel Zeit zur Stadterkundung und zum Abendessen im Biergarten.
2. Von Mainburg nach Dietfurt an der Altmühl
Um 9 Uhr Start in einen wundervollen neuen Tag. Wir folgten dem Lauf der Abens aus Mainburg heraus, aber nur kurzzeitig im Tal. Der Radweg brachte uns auch auf die Höhen der buckligen Hallertau. Bei Siegenburg wird das Tal breiter und wir durchquerten das lange Straßendorf Train. In Biburg besichtigten wir die schöne romanische Kirche. Weiter ging’s nach Abensberg, wo bei der Weißbierbrauerei der Hundertwasser-Turm auf uns wartete, nicht aber der Biergarten – zu früh. Das einzige Café am Platze hatte Ruhetag.
Hinter Abensberg erwartete uns ein Anstieg nach Oberteuerting hinauf. Aber die Abfahrt ins Donautal hinunter nach Saal entschädigte für die Mühen. Ein kurzer Halt auf der Donaubrücke erleichterte die Orientierung: Befreiungshalle und Weltenburger Enge im Westen und das Donautal in Richtung Bad Abbach im Osten.
A uf dem Uferweg fuhren wir mit zahlreichen anderen Radlern donauaufwärts, erreichten die Mündung des Altmühlkanals in die Donau. Wir überquerten den Altmühlkanal auf einer eleganten Fahrradbrücke und standen Punkt 12 Uhr vorm Weißbräu im Zentrum Kelheims. Mittagessen im schönen, schattigen Biergarten und weiter geht’s immer an der Altmühl – als Kanal ausgebildet – entlang. Die Orte Essing und Prunn sind hinter Hecke und Straße kaum zu erkennen. Es bleibt die Aussicht auf die Altmühl mit insgesamt zwei Frachtschiffen.
Bald ist Riedenburg erreicht. Super! Alle Kaffeehäuser haben offen, aber sind gut besetzt. Der Eiskaffee wird von einer freundlichen Bedienung serviert und die Radler gönnen den besonders beanspruchten Körperteilen eine Ruhepause! Noch sind knapp 20 Kilometer bis zum Etappenziel zu fahren.
A uch diese werden größtenteils auf staubigen Uferwegen bewältigt. Vor Dietfurt bremste ein Ausläufer des Wolfsbergs die Fahrt. Dafür durften wir dann auch nach Dietfurt hinunterfahren. Dort hat uns dann der Bräu-Toni erwartet. Ankunft um 16:00 nach 82 Kilometern. Dietfurt hat sich in den letzten Jahren zu einem Schmuckstück des Altmühltals herausgeputzt. Die Fahrradtouristen danken es mit steigenden Übernachtungszahlen.
3. Dietfurt an der Altmühl nach Puchheim
L eichte Wolken- und Nebelreste erwarten uns am nächsten Morgen bei der Fahrt durchs naturbelassene Altmühltal. Erster Höhepunkt ist die Wehrkirche St.Vitus in Kottingwörth mit ihren berühmten Fresken. Weiter ging’s nach Beilngries, einer ehemaligen Kreisstadt im Dreiländereck Oberbayern, Oberpfalz und Mittelfranken. Hier statteten wir noch einmal dem Kanal einen Besuch ab. Wir entschieden uns, aber schließlich doch für die Altmühl. Nach einem kurzen Halt am Kratzmühlsee kamen wir nach Kinding. Dort hatte endlich einmal ein avisiertes Café offen und es gab zum zweiten Frühstück Zwetschgendatschi. Danach überquerten wir Autobahn und ICE-Strecke und radelten in unserem gewohnten Tempo am nördlichen Talrand entlang nach Kipfenberg. Der geographische Mittelpunkt Bayerns blieb wieder einmal unbesucht, da auf der anderen Talseite bergwärts gelegen. Erst nach 25 Kilometer mit starker Sonneneinstrahlung und Staubentwicklung bei Pfünz wechselten wir die Talseite und fuhren auf einem schattigen Radweg – ehemalige Bahntrasse – gen Eichstätt.
Das zunehmende Hungergefühl ließ gerade noch einen Blick in den Garten der fürstbischöflichen Sommerresidenz (jetzt Universität) zu, dann kamen wir auch schon beim Braugasthof Trompete an. Dort wurden wir aber wegen einer Trauerfeier nicht in den Biergarten eingelassen. Schon fast wieder draußen aus Eichstätt fanden wir im Café am Herzogsteg um 13:15 Uhr doch noch etwas zum Essen.
D ie verbleibenden, überwiegend staubigen 16 Kilometer bis Dollnstein wurden schnell bewältigt. Bei einem Zwischenstopp am Burgsteinfelsen wurde der Aufstieg aus Zeitgründen gestrichen. Und so kamen wir eine halbe Stunde vor Zugabfahrt am Dollnsteiner Bahnhof an. Das war gut so. Denn der Bahnsteig in Richtung München war – so schien es anfangs – nur durch eine mit steilen Treppen bestückte Unterführung zu erreichen. Bei Normalrädern ließen wir die Muskelkraft spielen, bei den schweren E-Bikes überlegten wir. Ein modernisierter Bahnsteig, ohne behindertengerechten Zugang, kann nicht sein! Da war tatsächlich einer, aber nur erreichbar über einen 800 m langen Umweg durch die nördlich gelegene Straßenunterführung!
Maske auf, Fahrradabteil finden, Räder rein – alles Routine. Und eine angenehm ruhige Fahrt bis Dachau. In Dachau war dann Berufsverkehr. Dennoch radelten wir ohne Schnörkel über Eschenried und Gröbenzell nach Puchheim. Drei schöne Tage gingen zu Ende!
Reinhold Koch, Fotos: Norbert Winberger & Reinhold Koch